Nur gemeinsam sind wir stark
Christian Graupner ist Betriebsratsvorsitzender bei der WISAG. Vor der Bundestagswahl hatte er in der ARD-Wahlarena darüber berichtet, schon seit zehn Jahren als Leiharbeitnehmer im Einsatz zu sein, um Achsen für Porsche und BMW zu bauen. Damit überraschte er Bundeskanzlerin Merkel, die offenbar noch nie davon gehört hatte, dass Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter fast zehn Jahre beim selben Unternehmen eingesetzt werden.
Christian, was hat Dich dazu bewegt, zur ARD-Wahlarena zu gehen?
Ich habe meine Teilnahme an der ARD-Wahlarena als große Chance gesehen, um auf die Situation der WISAG, aber auch auf die Situation von Leiharbeitern in Werkvertragsunternehmen allgemein hinzuweisen. Die mediale Aufmerksamkeit an der ARD-Wahlarena war ja sehr groß.
Worauf kam es Dir dabei besonders an, was hat Dich an den Aussagen der Kanzlerin gestört?
Anders als Frau Merkel es darstellte, bin ich kein krasser Einzelfall – es gibt viele. Das war mir wichtig. Leiharbeit wird eben nicht vorübergehend genutzt, wie es das Gesetz zur Arbeitnehmerüberlassung eigentlich vorschreibt, sondern schafft Wettbewerbsvorteile für Unternehmen.
Wie hast Du Dich dort gefühlt? War es unangenehm?
Na ja, aufregend war es. Ich finde es gut, dass die Politik jetzt bereit ist, noch einmal über das Thema nachzudenken.
Hat es denn eine Reaktion der Kanzlerin gegeben?
Ja, allerdings recht spät. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat mit mir Kontakt aufgenommen. Was das genau bedeutet, kann ich Euch leider erst in der nächsten Ausgabe der »just in time« verraten.
Welche Erwartungen hast Du an die neue Regierung?
Sehr hohe. Es ist wichtig, dass der Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen gestoppt wird. Momentan wird massiv mit den Ängsten und Unsicherheiten der Kolleginnen und Kollegen gespielt. Die Einsatzdauer muss zeitlich begrenzt werden, damit mehr direkte Einstellungen erfolgen und die Mitbestimmung der Betriebsräte muss auf Leiharbeitnehmer und Werkvertragsbeschäftigte erweitert werden.
Und dann wird alles gut?
Das allerwichtigste ist, dass sich die Kolleginnen und Kollegen, die in prekären Situationen beschäftigt sind, egal ob Werkvertrag oder Leiharbeit, organisieren und Mitglied der IG Metall werden. An der WISAG hat man gesehen, dass erst die geballte Macht der IG Metall-Mitglieder Verbesserungen in den Bereichen Geld, Arbeitszeit usw. gebracht hat. Politik ist wichtig, aber noch wichtiger ist, dass wir unsere Stärke erkennen. Nur gemeinsam sind wir stark!
Vielen Dank Christian – hast Du noch einen Schlusssatz als erfahrener Medienprofi?
(lacht) Ich hoffe, dass es jetzt wieder ruhiger um uns wird. Ich kann mich nur wiederholen: Starke Betriebsräte und Tarifverträge gibt es nur mit einer starken IG Metall!