Metaller bei Faurecia wählen Tarifkommission

„Ein Tarifvertrag muss her“ – das war die einhellige Meinung der rund zwanzig IG Metaller des Abgasanlagenherstellers Faurecia Emission Control Technologies (FECT), die sich am 15. Februar in Schkeuditz versammelt hatten, um eine Tarifkommission zu wählen.

46 Kollegen bauen bei Faurecia in Leipzig Auspuffanlagen für Porsche. Vom Flächentarifvertrag sind sie, wie die meisten Zulieferer und Dienstleistern noch ein ganzes Stück entfernt. Aber das ist nicht, was sie am meisten stört. Am meisten stört sie, „dass es keine klaren Regelungen gibt“, wie es ein Kollege auf den Punkt bringt. Vor rund zehn Jahren hat der Betriebsrat mit der Geschäftsleitung eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, mit dem Inhalt: Bis 2007 sollte das Lohnniveau des Metall- und Elektro-Flächentarifvertrags erreicht sein. 2007 ist lange vorbei, aber die Bezahlung bei Faurecia liegt immer noch deutlich darunter. Das Problem: Hält sich der Arbeitgeber nicht an eine Betriebsvereinbarung, kann der Betriebsrat nicht viel machen. Das wäre bei einem Tarifvertrag anders, denn da ist die IG Metall Vertragspartner.

fect

Reinhard Stelzner, René Lange, Torsten Nerlich

 

Diskutiert wird bei Faurecia schon lange über einen Tarifvertrag. Als im letzten Jahr der Auftrag für den Porsche Macan kam, nahm die Sache neuen Schwung auf. „Es ist nicht mehr so einfach, gute Leute zu finden“, sagt Betriebsrat René Lange. Für die Kollegen heißt das: Sie werden gebraucht, leisten gute Arbeit, und mit den Autos, an denen sie mitbauen, wird gutes Geld verdient. Deshalb fordern sie ihren fairen Anteil.

„Wir werden jetzt mit den Kollegen im Betrieb diskutieren, wie unsere Forderungen aussehen sollen“, sagt Reinhard Stelzner, der gemeinsam mit Lange und ihrem Kollegen Torsten Nerlich in die Tarifkommission gewählt wurde. „Und dann bekommt der Arbeitgeber das auf den Tisch.“ Im ersten Schritt geht es um einen Entgelt-Tarifvertrag.

Knapp fünfzig Kollegen arbeiten in der Auspufffertigung, aber bis vor kurzem war Faurecia in Leipzig noch eine große Nummer. Noch Anfang Herbst bauten hier an die 300 Kolleginnen und Kollegen Autositze. Aber dann beschloss die Konzernzentrale im südfranzösischen Nanterre, die Produktion nach Tschechien zu verlegen. Die Beschäftigten mussten sich nach neuen Jobs umsehen, nur eine Handvoll kam bei der Abgasanlagenproduktion unter.

Stelzner ist einer von ihnen. Und dass ihn seine Kollegen in die Tarifkommission gewählt haben, ist kein Zufall. Stelzner war mit dabei, als die Beschäftigten bei Faurecia Autositze vor zehn Jahren anfingen für einen Haustarifvertrag mit der IG Metall zu kämpfen. „Natürlich hieß es von der Geschäftsleitung erst: Das geht gar nicht“, erinnert er sich. „Na, dann haben wir mal ‘ne verlängerte Frühstückspause gemacht und mal ‘nen Warnstreik. Und dann haben sie sich auf einmal doch bewegt.“

Im Dezember 2006 waren die Kollegen von Faurecia Sitze vorn mit dabei bei der „Equal Pay“-Kampagne der IG Metall. „Wir haben für unsere Leiharbeiter gleichen Lohn gefordert“, sagt Stelzner. Die Geschäftsleitung mauerte. „ Dann hat unsere Betriebsversammlung, die für zwei Stunden geplant war, drei Stunden gedauert“, sagt Nerlich und lacht. „Mit dem Ergebnis, dass BMW die Bänder erst hochgefahren hat und dann wieder runterfahren musste. Einen Tag später hatten wir die Unterschrift.“

Und auch bei der Auspuffproduktion wird es darum gehen, die Situation der Leiharbeiter zu verbessern. „Es geht nicht nur ums Geld“, betont Nerlich. „Den Leuten brennen viele Fragen auf den Nägeln. Wir brauchen Regelungen für Überstundenzuschläge, Rufbereitschaft, Urlaubsgeld und vieles mehr.“ Was sich aus Sicht der Kollegen am dringendsten ändern muss und wie das geschehen könnte – das wollen sie demnächst mit einer Mitarbeiterbefragung angehen. „Und dann verhandeln wir über einen vernünftigen Manteltarifvertrag.“